IHR HATTET JA AUCH EINEN HANS WEßIG
Zahlreiche Nachbarvereine konnten über viele Jahrzehnte stets aufmerksam und kritisch, aber sicher auch überaus neidvoll die Aufbauarbeit des TTC Blau-Weiß Grevenbroich und hier insbesondere die umfangreichen Arbeiten zur Förderung des jugendlichen Nachwuchses beobachten. Für das Gelingen, das sich damals u.a. in ständig steigenden Mitgliedszahlen und immer zahlreicheren wie größeren Erfolgen niederschlug, hatten sie alle nur die einzig zu Recht bestehende Erklärung: “Ihr habt ja auch einen Hans Weßig!“ Nun muss es ab sofort allerdings heißen: “Ihr hattet ja auch einen Hans Weßig!”, denn im Alter von 80 Jahren ist die wohl wichtigste Person in der ebenfalls 80-jährigen Vereinsgeschichte nun einem unheilbaren Krebsleiden erlegen. Nicht auszudenken, wo der Verein heute stehen würde, wenn der „selbsternannte Frühpensionär“ in den vielen, vielen Jahren seiner über sechzigjährigen Vereinsmitgliedschaft nicht nahezu täglich (!) den Weg in die auch heute noch heimische Turnhalle der Städtischen Realschule an der Bergheimer Straße gefunden hätte. Alles das, was es in diesem langen Zeitraum in diesem Verein zu feiern gegeben hat, müsste in Frage gestellt werden, wenn Hans Weßig nicht perfektionistisch gewissenhaft, stets pünktlich und pflichtbewusst seinem “Lebenswerk” TTC Blau-Weiß nachgegangen wäre: Alles das, was sich in unserem Verein “Eigengewächs” nennt oder nennen darf, ist durch seine Hände gegangen! Er war nun einmal die Seele des Vereins, die sich stets um den kameradschaftlichen Zusammenhalt bemühte, ein achtsames wie offenes Ohr für Groß und Klein (auch über das sportliche Geschehen hinaus) gehabt und damit geradezu mit aufopfernder Hingabe unseren Verein getragen und geprägt hat. Als derart tragende Säule hat er nicht nur den maßgeblichen Grundstein des Vereinsfundaments gelegt, sondern es mit geeigneten Mitstreitern darüber hinaus auch immer wieder verstanden, weitere verantwortliche Pfeiler um sich herum aufzubauen, die sein persönliches Feuer der Leidenschaft zum Wohle des Vereins möglichst weiterbrennen lassen und in die nächsten Generationen weiterzutragen verstehen, für die er nicht nur als ein großes Vorbild, sondern auch als wichtige Vertrauensperson mit schützendem Dach und weisender Hand gewirkt hat. Neben der allen Neuankömmlingen im Verein gleichermaßen verbindenden sportlichen Förderung von begabten, aber auch weniger begabten Kindern und Jugendlichen galt seine persönliche Aufmerksamkeit deshalb auch stets der „Talent“förderung in menschlichen wie administrativen und organisatorischen Bereichen eines überaus umfangreichen Vereinslebens. Welches Vertrauen er bereits mit seinem Eintritt im Jahre 1958 genoss, beweist die Übernahme der Kassengeschäfte des Vereins noch im gleichen Jahr, die er dann fünf Jahre (1958–1962) lang führte. Im Verein schlossen sich vier Jahre (1963–1967) als zweiter Vorsitzender an, welches Amt er auch in den Jahren 1983 und 1984 nochmals inne hatte. Sozusagen “zwischendurch” half er auch zwei Jahre als Sportwart und ein Jahr als Geschäftsführer aus. Seine größten Verdienste hatte er jedoch im Rahmen der Jugendarbeit, der er erstmals von 1967 bis 1982 intensivst frönte, und mit Renate Bezdiak, Gabi Fuhrmann (heute Mensing), Rita Jansen (heute Kummerow), Renate Müller (heute Baum) in den Jahren 1971 bis 1973 sowie später Thomas Füßer und Brigitte Harwig mehrere Blau-Weiß-Jugendliche erstmals auch über die Verbandsgrenzen Nordrhein-Westfalens hinaus bekannt machte. In Spitzenzeiten waren über 120 Kinder und Jugendliche im Verein zu trainieren und zu betreuen: In der Spielzeit 1995/96 ging der Verein mit sage und schreibe “rekordverdächtigen” dreizehn (!) Nachwuchs-Mannschaften im Meisterschaftsspielbetrieb an den Start – und wenn ungehobelte Kritiker (im Verein) mal wieder die Frage stellten, warum er sich das überhaupt alles „antut“, dann ist er nicht müde geworden, nachdrücklich zu vermitteln, wie viel eigene Freude und Motivation ein von Lächeln und persönlicher Zufriedenheit gezeichnetes Kindergesicht zur ständigen Erneuerung seines leidenschaftlichen Herzblutes für die Vereinsgemeinschaft beitragen kann. Bereits im Jahre 1969 würdigte die Stadt Grevenbroich erstmals seine Verdienste mit der Verleihung der Ehrennadel. Mit dem Trainings- und Meisterschaftsspielbetrieb alleine begnügte er sich jedoch nicht und so wurden durch sein Mitwirken überörtliche und überregionale Veranstaltungen ein fester Bestandteil des Vereinslebens. Für seine verdienstvolle Tätigkeit um den Tischtennissport wurde ihm 1971 die Verdienstnadel und 1981 die Silberne Ehrennadel des WTTV verliehen. Seine erfolgreich und organisatorisch bestens bewältigten Aktionen versuchten sich natürlich auch der Tischtennis-Kreis Neuss/Grevenbroich und der Tischtennis-Bezirk Düsseldorf in ihren Vorständen zu Nutzen zu machen. So war er im Bezirk vier Jahre im Spruchausschuss und zwei Jahre als Bezirksjugendwart tätig; hier wurden ihm 1971 der Bezirksehrenbrief und 1981 die Leistungsnadel verliehen. Im Kreis hatte er ebenfalls seine Verdienste als Staffelleiter (5 Jahre), Mitglied des Spruchausschusses (4 Jahre), Kreisjugendwart (4 Jahre), Kreisschülerwart (4 Jahre) und zuletzt zwei Jahre als Pokalwart (1981-1983). Im Jahre 1978 war die Verleihung der Ehrennadel des Kreissportbundes in Silber nur eine allzu logische Konsequenz seines Tuns. Ein weiteres “Lebenswerk” konnte er bei der Errichtung des allseits bekannten und im Oktober 1982 fertiggestellten Vereinsheimes unterhalb der Heimspielstätte vollenden, wo von etwa 2.100 in Eigenleistung erbrachten Arbeitsstunden des Vereins etwa 850 alleine auf seinem persönlichen Konto zu verbuchen waren. Nach einigen Jahren “engagierter Funktionärs-Abstinenz”, in denen er sich als Sportwart lediglich um die (sportlichen) Belange der Erwachsenen kümmerte, und so endlich dazu kam, den Führerschein zu machen, erfolgte im Jubiläumsjahr 1989 noch einmal ein eindeutiges “Ja” zum mittlerweile verwaisten Amt des Jugendwartes, das er dann bis 2009 bekleidet hat. Der offizielle Festabend zum 50jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 1989 verging natürlich auch nicht ohne entsprechende Auszeichnungen für seine Person: Verleihung der Ehrenmitgliedschaft durch den Verein und Würdigung seiner Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel des WTTV. Im Jahre 1996 folgte die höchste Auszeichnung auf Bezirksebene – der “Kurt Hauch-Gedächtnispreis”, der an “sich in außergewöhnlichen Maße um das Ansehen und die Entwicklung des Tischtennissports im Bezirk Düsseldorf verdiente Personen” verliehen wird. Von 1996 bis 2003 ist es dem Trainer- und Betreuerstab unter seiner Führung dann stets gelungen, eine Mannschaft oder einen Einzelspieler (oder beides) bis zu den Deutschen Meisterschaften zu bringen: 1996 – DMM/Schüler/7.; 1997 – DMM/Schüler/5. – DEM/Schüler/R. Ten Hoeve; 1998 – DMM/Jungen/2.; 1999 – DEM/Schüler/M. Dubbel; 2000 – DMM/Jungen/7. – DEM/Schüler/D. Porten; 2001 – DEM/Jungen/D. Halcour; 2002 – DMM/Jungen/5. – DEM/Jungen/9./Th. Schettki; 2003 – DEM/Jungen/D. Porten – DEM/Schüler/5./E. Milchin. Unvergessen dabei (und sportlich das absolute Highlight) sicher der zweite Platz bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Jungen im Jahre 1998, der – als zweite Jungen-Mannschaft des Vereins in die Saison gestartet – (altersmäßig) mit einem reinen Schüler-Team in der Besetzung Michael Dubbel, Thomas Schettki, Christian Schöfbeck, Andreas van Huck und Ersatzmann Daniel Porten erspielt werden konnte. Mit der Verleihung des “Albrecht-Nikolai-Pokals” durch den Vorstand des WTTV im Jahre 2000 wurde diese langjährige sowie besonders gute und intensive Jugendarbeit des Vereins dann auch mit der höchsten Auszeichnung des Verbandes gewürdigt, die im Normalfall eher Einzelpersonen vorbehalten ist. Nachdem er im Jahre 2003 durch die Stadt Grevenbroich als „Ehrenamtler des Jahres“ ausgerufen wurde, folgte im Jahre 2009 auch der WTTV-Kreis Neuss/Grevenbroich mit identischer Auszeichnung. Als absoluten Höhepunkt in Bezug auf die Würdigung seiner Verdienste um den Verein und den Tischtennissport im Allgemeinen darf man aber sicher den 18. Februar 2010 in Erinnerung behalten, da ihm an diesem Tag das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen wurde, während der offizielle Festabend zum 75jährigen Vereinsjubiläum im Jahre 2014 seitens des WTTV u.a. dazu genutzt wurde, ihn mit der Ehrenplakette – der höchsten Auszeichnung des Verbandes – auszustatten. Mit zunehmendem Alter veränderten sich dann natürlich auch die eigenen Prioritäten im Leben und so standen in den letzten Jahren in seiner – vom offiziellen „Ruhestand“ gekennzeichneten – „Freizeit“ dann doch eher Familie – insbesondere mit Gattin Irmgard –, Haus, Garten und Natur im Mittelpunkt des Geschehens, wobei sich darüber hinaus auch noch die eine oder andere Hundebegleitung durch West Highland White Terrier (umgangssprachlich: Westie) mit übergroßer Begeisterung dazugesellten. Der TTC Blau-Weiß Grevenbroich ohne Hans Weßig – kaum vorstellbar, aber nun geht die (Tischtennis-)Reise ohne ihn weiter! Wir bedanken uns für sein einzigartiges Engagement, seine Treue und Liebe zum Verein und allen übernommenen Aufgaben im und für den Tischtennissport und sind froh darüber, einem solchen verlässlichen, verbindlichen und selbstlosen Menschen begegnet zu sein!
Michael Keil
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