Der dritte Tag der TT-Finals startet mit den Einzeln der Damen und Herren. In acht Vorrundengruppen qualifizierten sich die Sieger für das Hauptfeld.
Damen-Einzel
Bei den Damen konnten sich Hannah Schönau und Luisa Düchting leider nicht durchsetzen. Düchting scheiterte erneut an der neuen deutschen U19-Meisterin Lorena Morsch. Schade, dass sie beim Stande von 1:1 eine 10:7-Führung nicht durchbringen konnte. Nach dem Spiel zeigte sich Luisa dennoch zufrieden: „Ich habe viel besser gegen Lorena gespielt als gestern bei U19. Heute habe ich sie wirklich gefordert. Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich den dritten Satz gewonnen hätte.“
Viel Glück hatte Eireen Kalaitzidou. Etwas überraschend verlor sie das erste Gruppenspiel mit 1:3. Das anschließende 3:1 gegen Lena Gottschlich führte dann jedoch zu Spiel- und Satzgleichstand in der Gruppe. Aufgrund des besten Ball-Verhältnisses reichte es letzten Endes zum Gruppensieg. In der Hauptrunde wartete Yuan Wan auf Eireen. Wan ist die Nr. 6 in Deutschland und findet sich derzeit auf Platz 59 der Weltrangliste wieder. Doch gegen das 18-jährige WTTV-Talent geriet sie schnell unter Druck. Nach drei Sätzen lag sie 1:2 hinten und war in der Satzpause regelrecht verzweifelt: „Ich bekomme keinen Schnitt in die Bälle, das Licht blendet mich, sie zieht jeden Ball locker an.“ Doch dann bewies sie, dass sie nicht zu Unrecht die Nr. 59 der Welt ist. Die beiden folgende Sätze „mogelte“ sie sich im wahrsten Sinne des Wortes durch. 11:8, 11:9 hieß es am Ende. Sie führte nun 3:2. Doch während man nun glaubte, die Messe sei gesungen, bewies Kalaitzidou, dass sie in der Lage ist, auch auf diesem Niveau mitzuhalten. Ab 10:10 wechselten ständig die Führungen, mal Matchball, mal Satzball. Erst bei 20:18 hatte Wan das bessere Ende für sich und gewann das Spiel 4:2. Unter dem frenetischen Applaus der Zuschauer verließen die Akteure die Box. Schade, aber großen Respekt für Eireen, die sich anschließend folgendermaßen äußerte: „Ich wollte versuchen, Yuan ein wenig zu ärgern. Eigentlich habe ich mir keine Chance ausgerechnet. Weil ich dann so dicht am Entscheidungssatz dran war, hat es mich doch geärgert. Aber der Beifall der Zuschauer – das war unglaublich.“ Leider war damit im Einzel die letzte Spielerin des WTTV ausgeschieden.
Herren-Einzel
Von den drei WTTV-Herren (Liang Qui, Thomas Pellny, Lukas Bosbach), die in der Vorrunde spielen mussten, konnte sich keiner für das Hauptfeld qualifizieren. Dort standen die beiden Youngsters Bertelsmeier und Verdonschot als gesetzte Spieler besonders im Blickfeld. Bertelsmeier, der an Nr. 2 gesetzt war, galt als klarer Favorit gegen den Glattanti-Spieler Carlos Mühlbach. Von Beginn an tat sich André gegen die ungewöhnlichen Bälle seines Gegners schwer. 2:2 stand es nach vier Sätzen und man hoffte, dass er sich so langsam an die unangenehmen Schnittbälle gewöhnen würde. Doch leider war das Gegenteil der Fall. Immer wieder traf André seine Angriffsbälle nicht oder legte sie zu zaghaft auf den Tisch, sodass Mühlbach aktiv mit der Vorhand punkten konnte. Nach 7:11, 8:11 war die unerwartete Niederlage perfekt.
Auch Verdonschot tat sich gegen den Mixed-Meister des vergangenen Jahres Daniel Rinderer ungewöhnlich schwer. 2:0, 2:2, 3:2, 3:3 – es ging in den Entscheidungssatz. Beim Stande von 10:10 gelangen Wim zwei mutige Angriffsbälle und er zog doch noch in das Viertelfinale ein.
Aber auch Kay Stumper, Bundesligaspieler beim deutschen Meister Borussia Düsseldorf, vertritt die WTTV-Farben in Erfurt. Er ist die Nr. 1 der Setzliste und damit der Favorit auf den Titel. Sein erster Gegner war Benno Oehme. Dem Bundesligaspieler aus Bad Homburg gelang es allerdings nicht Stumper zu gefährden. Am Ende siegte der Düsseldorfer – trotz einiger enger Sätze – sicher mit 4:1. Keine Chance hatte Tobias Hippler gegen den ehemaligen deutschen Jugendmeister Mathias Danzer. Nach fünf Sätzen musste er in eine 1:4-Niederlage einwilligen.
Eine Runde später besiegte Kay Stumper auch Cedric Meissner überlegen mit 4:1. Ohne größere Probleme hat er damit das Halbfinale erreicht. Ungleich schwerer war die Aufgabe für Wim Verdonschot. Er traf auf Deutschlands elegantesten Abwehrspieler Florian Bluhm. Nach drei knapp gewonnenen Sätzen sah Verdonschot bereits wie der sichere Sieger aus. Doch Bluhm fand immer besser ins Spiel. Es gelang ihm auch härteste Topspin-Bälle und Schüsse von Verdonschot zu retournieren. So konnte er drei Sätze in Folge gewinnen. Mit letzter Kraft raffte sich Wim ein letztes Mal auf. Im Entscheidungssatz konnte er wieder die Oberhand gewinnen und nach einem überzeugenden 11:7 das Spiel für sich entscheiden.
Damen-Doppel
Die Doppel starteten mit dem Achtelfinale. Eine Runde weiter kamen Kalaitzidou/Schönau und trafen nun auf die ehemalige Deutsche Meisterin Sabine Winter mit ihrer Partnerin Kathrin Mühlbach, einer langjährigen Erstligaspielerin. Nach der Papierform konnten sie sich keine Chance ausrechnen. Und die beiden Erstligaspielerinnen bestätigten dies und zeigten dem WTTV-Duo ihre Grenzen auf. Trotz heftiger Gegenwehr setzten sie sich mit 3:0 durch.
Herren-Doppel
Liang Qiu scheiterte bereits in der ersten Runde an der Seite des neuen Deutschen Meisters U19 Lleyton Ullmann recht deutlich mit 1:3 an Henniger/Mühlbach. Bärenstark waren dagegen Thomas Pellny und Lukas Bosbach, die mit druckvollem Angriffsspiel 3:1 gegen Koschmieder/Müller gewinnen konnten.
Das an Nr. 1 gesetzte WTTV-Doppel Bertelsmeier/Verdonschot musste erst im Viertelfinale ins Geschehen eingreifen. Und Bertelsmeier konnte den Schalter rechtzeitig umlegen. Nach seinen frühen Niederlagen im Einzel und Mixed zeigte er sich an der Seite seines Doppelpartners Verdonschot vollauf erholt. Gemeinsam bezwangen sie Henninger/Mühlbach mit 3:0. Einen epischen Kampf lieferten sich Bosbach/Pellny gegen Danzer/Flemming, die beide im Einzel deutlich höher einzuschätzen sind. In einer emotionalen Partie ging es in den Entscheidungssatz, in dem das WTTV-Duo leider vollkommen einbrach. Das 1:11 entsprach überhaupt nicht den bis dahin gezeigten Leistungen. Schade, der Halbfinaleinzug wäre verdient gewesen.
Mixed
Im Mixed-Halbfinale war der WTTV – zumindest anteilig – in zwei Doppeln vertreten. Ohne jedes Problem setzte sich zunächst Hippler an der Seite der routinierten Tanja Krämer mit 3:0 gegen Wang/Meissner durch. Die top-gesetzten Griesel/Bertelsmeier trafen parallel auf die 15-jährige Josie Neumann, die mit Kirill Fadeev spielte, der zwar mittlerweile für Rheinhessen startet, aber seine gesamte Jugend im Bereich des WTTV verbracht hat. Fadeev ist im Doppel ausgesprochen stark und das gleiche gilt auch für Neumann. Und da es weder der Tag von Mia Griesel noch der von André Bertelsmeier war, kam es zur nächsten Turnierüberraschung. Die unbeschwert aufspielenden Außenseiter konnten das eingespielte Duo vollauf verdient und sehr deutlich mit 3:0 bezwingen.
Das Finale verlief weniger spannend, als man es erwartet hatte. Sehr schnell gingen Krämer/Hippler 2:0 in Führung. Ihnen gelang es, ihre jungen Gegner nicht in deren gewohntes Angriffsspiel kommen zu lassen. Zu unangenehm platzierten sie ihre ersten Bälle und verwandelten die sich daraus ergebenden Vorlagen sehr sicher. Beim Seitenwechsel schienen sie fast ein wenig zu entspannt zu sein. Doch Neumann/Fadeev gelang es zu Beginn des dritten Satzes, sich mit 5:0 abzusetzen. Ab diesem Moment steigerte sich vor allem Tobias Hippler erheblich. Immer wieder erzielte er vor allen Dingen mit seiner explosiven Vorhand wichtige Gewinnpunkte. Stück für Stück holten die Routiniers den Rückstand auf und hatten am Ende mit 11:8 die Nase vorn. Eine beeindruckende Überlegenheit!
Ausblick auf den Sonntag
Der WTTV ist bei den Herren noch mit dem Doppel Bertelsmeier/Verdonschot vertreten, die im Halbfinale auf Rinderer/Schweiger treffen. Im Einzel trifft Kay Stumper in einem reinen WTTV-Halbfinale auf Wim Verdonschot. Eine Silber- und eine Bronzemedaille sind somit sicher.
Die Damen-Konkurrenzen finden morgen ohne Beteiligung des WTTV statt.
Alle Fotos von Jörg Fuhrmann