Mit den TT-Finals soll vieles besser werden. Der Deutsche Tischtennis-Bund erprobt ein neues Konzept und führt die Einzelmeisterschaften der Jugend 15 und 19, die Meisterschaften der Amateur-Leistungsklassen sowie die Meisterschaften Damen/Herren zusammen. In den Messehallen Erfurt wurden die jeweiligen nationalen Meister an vier Tagen gemeinsam ermittelt. Für 2025 ist der Veranstaltungsort erneut fest gebucht. Die Veranstaltung erhält außerdem ein neues Gewand. Neben dem Sport tritt der Eventcharakter deutlich in den Vordergrund. Erst am dritten Tag der TT-Finals stiegen die Damen und Herren in das Wettkampfgeschehen ein. Abgeschlossen waren bereits die U19-Konkurrenzen, parallel laufen die Spiele der U15 und der Leistungsklassen.

Mixed (mit Griesel/Bertelsmeier, Lemmer/Pellny, Sillus/Servaty, Kalaitzidou/Verdonschot)

Wie immer eröffneten die Mixed-Paare den Reigen. Im 16er-Feld war aus Sicht des WTTV insbesondere das Abschneiden der an Nr. 2 gesetzten Bertelsmeier/Griesel interessant. Der Kölner André Bertelsmeier hatte am Vortag mit Mia Griesel (TSV Lunestadt) bei den U19 den Titel geholt. Außerdem wurde er Sieger im Einzel und Vizemeister im Doppel. Damit war er der mit Abstand erfolgreichste Teilnehmer seiner Klasse. Sein Abschneiden im Feld der Erwachsenen wurde deshalb allgemein mit Spannung erwartet. Und die erste Hürde nahm Bertelsmeier gemeinsam mit seiner Partnerin ohne besondere Probleme. 3:0 hieß es nach nur sehr kurzer Spielzeit gegen das sächsische Duo Koschmieder/Hildebrandt. Lemmer/Pellny und Kalaitzidou/Verdonschot mussten bereits in der ersten Runde die Segel streichen.

In das Viertelfinale zogen dagegen Nadine Sillus (TuS Uentrop) und Michael Servaty (SV Union Velbert) ein. Doch eine Runde später mussten sie sich aus dem Turnier verabschieden. Gegen Rinderer/Itagaki erreichten sie zwar den fünften Satz, doch beim Stande von 2:3 warfen sie drei leichte Fehler aussichtslos zurück. Der Faden war gerissen und nach 5:11 der Traum von einer Medaille geplatzt.

Sillus/Servaty

Bertelsmeier/Griesel trafen auf die Abwehrer Bluhm/Lachenmayer. Nach verlorenem erstem Satz stellten sie sich immer besser auf die recht seltene Spielweise ihre Gegner ein und siegten letzten Endes sicher mit 8:11, 12:10, 11:5 und 11:6. Damit waren sie das letzte Mixed mit WTTV-Beteiligung. Am frühen Sonntagmorgen trafen sie auf das bayrische Doppel Itagaki/Rinderer. Nach der Papierform musste man sie als Favoriten einstufen. Doch es kam anders als gedacht. Bertelsmeier und seine Partnerin fanden zu keinem Zeitpunkt ins Spiel und hatten dem klugen Block- und Konterspiel der erst 14-jährigen Itagaki nur selten etwas entgegenzusetzen. Hinzu kam, dass deren Partner Daniel Rinderer einen ausgesprochen guten Tag erwischt hatte und gerade in knappen Situationen wichtige Punkte erzielte. Nach 4:11, 9:11 und 7:11 mussten sich die U19-Jugendmeister mit den dritten Platz begnügen. Ein wenig mag sie trösten, dass Itagaki/Rinderer im Anschluss sensationell das Finale gegen die Titelverteidiger Wan/Meissner gewannen. Itagaki wurde damit die jüngste Titelträgerin aller Zeiten.

Bertelsmeier/Griesel

Bertelsmeier/Griesel

Damen Einzel (mit Kalaitzidou, Michajlova, Schönau, Sillus, Wan)

Im Einzel der Damen und Herren mussten die Ungesetzten zunächst eine Vorrundengruppe überstehen. Nur die jeweiligen Ersten kamen weiter. Hier konnte sich von den WTTV-Akteuren allein Eireen Kalaitzidou (Borussia Düsseldorf) für das Hauptfeld qualifizieren. Nadine Sillus, Hannah Schönau (TTC GW Fritzdorf), Qian Wan (TTC 1946 Weinheim) schieden als Zweit- bzw. Drittplatzierte aus. In der ersten Hauptrunde traf Kalaitzidou dann aber auf Franziska Schreiner, die sich derzeit in Topform befindet. Und dies demonstrierte die Bundesligaspielerin des TSV Langstadt eindrucksvoll. Beim 4:0 hatte Eireen keine reelle Chance. So ruhten die Hoffnungen allein auf Katharina Michajlova (PSV Oberhausen). Und Katharina erfüllte zunächst die Erwartungen. Sie bezwang Kathrin Mühlbach, die routinierte Bundesligaspielerin des deutschen Meisters ttc berlin eastside mit 4:2. Anschließend traf sie jedoch auf die topgesetzte 17-jährige Annett Kaufmann. Kaufmann hatte wegen ihrer Abiturprüfungen in den vergangenen Monaten wenig trainiert und noch weniger Wettkämpfe bestritten. Und das merkte man ihr zunächst an. Michajlova machte der Favoritin in den ersten Sätzen das Leben richtig schwer. Nach verlorenem erstem Satz holte sie den zweite mit 11:9. Immer wieder gelang es ihr, die harten Topspins ihrer Gegnerin druckvoll und platziert zurückzuspielen. „Die Bälle kommen soooo schnell wieder,“ stöhnte Kaufmann beim Seitenwechsel. Doch auf die Dauer setzte sich ihr aggressiveres Spiel dann doch durch. Die Blocks von Michajlova kamen seltener und so verlor sie trotz starker Gegenwehr letztlich mit 1:4. Damit waren alle Damen des WTTV ausgeschieden. Siegerin wurde am Ende erwartungsgemäß Annett Kaufmann, die sich damit ihren ersten Einzeltitel sicherte.

Hannah Schönau

 

Nadine Sillus

 

Herren Einzel (mit Bertelsmeier, Duda, Hippler, Pellny, Servaty, Stumper, Verdonschot)

Sieben Herren schickte der WTTV ins Rennen. Von ihnen mussten Michael Servaty und Thomas Pellny (TV Refrath) bereits in der Vorrunde die Segel streichen. Richtig knapp war es bei Pellny, der spiel- und satzgleich nur Zweiter wurde. 70:65 Bälle waren leider besser als 87:83. Knapper kann man wirklich nicht ausscheiden. Servaty, der mittlerweile an mehr als zehn Meisterschaften in Serie teilgenommen hat, scheiterte als Gruppenzweiter im entscheidenden Spiel mit 2:3 an seinem Doppelpartner Julian Mohr. Der 17-jährige Wim Verdonschot (BV Borussia Dortmund) bekam es nach einem sicheren 3:1 gegen Björn Baum mit Florian Bluhm – Deutschlands zweitbestem Abwehrspieler nach Ruwen Filus – zu tun. Schon am Vorabend hatte Verdonschot, als er von seiner Auslosung erfuhr, wenig begeistert reagiert. „Abwehr liegt mir nicht so richtig.“ Und seine Einschätzung bewahrheitete sich leider. Trotz einiger guter Bälle hatte er mit 1:3 das Nachsehen und schied als Gruppenzweiter aus.

In der Hauptrunde fanden sich somit allein die gesetzten Bertelsmeier. Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Hippler (1. FC Köln) und Stumper (Borussia Düsseldorf) wieder. Das schwerste Los erwischte der frisch gebackenen deutschen Jugendmeister Bertelsmeier, der in der ersten Runde auf den Zweitligaspieler und Clickball-Weltmeister Alexander Fleming traf. Es entwickelte sich ein hochklassiges Spiel, in dem sich beide Seiten nichts schenkten. Nach 1:0, 1:2 ging André mit 3:2 Sätzen in Führung und hatte dann den Bogen endgültig raus. Mit 11:7 gewann er den dritten Satz hintereinander und damit auch das gesamte Spiel. In die zweite KO-Runde zogen auch Duda (4:0 über Danzer), Hippler (4:1 über Mohr) und Stumper (4:0 über Rinderer) ein.

Die Viertelfinals standen unter dem Motto „Newcomer rütteln am Thron der Arrivierten“. Der deutsche U19-Meister Bertelsmeier musste dabei die Überlegenheit von Ricardo Walther anerkennen. Er unterlag recht deutlich mit 0:4. Allerdings hatte man den Eindruck, dass die vielen Spiele der vergangenen Tage ihn etwas müde gemacht hatten. Seinen 88 (!) gespielten Sätzen standen vier von Walther gegenüber. Immer wieder ließ Berteilsmeier gute Chancen liegen und unterlag letzten Endes verdient – aber unter Wert. Man darf gespannt sein, wie ein solches Spiel ausgeht, wenn beide Seiten ausgeruht ans Werk gehen können. Knapper ließ es Tobias Hippler gegen Steffen Mengel werden. Mengel hat in den vergangenen Monaten international überzeugende Leistungen abgeliefert und sich wieder unter die Top 50 der Weltrangliste gespielt. Hippler verlangte ihm alles ab. Nach einem deutlichen 4:11 im ersten Satz war er in den folgenden Durchgängen immer dicht dran. Doch mehr als ein 1:4 war dann doch nicht drin. Zu sicher, zu hart spielte Mengel.

Benedikt Duda traf im Viertelfinale auf seinen hessischen Nationalmannschaftskollegen Fanbo Meng. Und es wurde ein hartes Stück Arbeit. Nach knapp verlorenem erstem Durchgang (13:15) spielte Meng drei Sätze lang groß auf. 11:5, 11:7, 11:9 – Duda schien chancenlos. Doch die aktuelle Nr. 28 der Weltrangliste ist keiner, der vorschnell aufgibt. Stück für Stück übernahm er die Kontrolle und hatte nach 11:7, 11:1 und 11:5 am Ende dann doch die Nase vorn.

Der Düsseldorfer Kay Stumper musste sich gegen Cedric Meissner ebenfalls gewaltig strecken. Erst im Entscheidungssatz gelang es ihm, Meissner mit 11:4 aus dem Turnier zu werfen.

Im Halbfinale fanden sich also die Favoriten wieder. Überraschungen waren ausgeblieben. Lokalmatador Mengel traf auf Stumper. Beide lieferten sich ein rassiges Match, in dem Stumper aber auch hohe Führungen nicht in einen Satzgewinn umwandeln konnte. Am Ende behielt unter dem frenetischen Applaus der Zuschauer Mengel nach fünf Sätzen mit 4:1 doch recht deutlich die Oberhand.

Im anderen Halbfinale traf das WTTV-Eigengewächs Duda auf den an Nr. 1 gesetzten Ricardo Walther. Zum ersten Mal war die Halle zu 2/3 gefüllt und die Stimmung richtig gut. Auch Duda und Walther zeigten spektakuläre Ballwechsel. Im fünften Satz verletzte sich Walther bei einer verzweifelten Rettungstat. Er stolperte und bohrte sich den eigenen Schläger unglücklich in die Rippen. Minutenlang war unklar, ob es weitergehen würde. Doch aufgeben wollte Walther nicht und nahm das Spiel wieder auf. Es blieb weiterhin eng, doch Duda gelang es, den Satz knapp mit 16:14 für sich zu entscheiden. Er siegte insgesamt verdient mit 4:1.

Die Geschichte des Finales ist schnell erzählt. Mengel konnte das zuvor gespielte Niveau spätestens ab dem dritten Satz nicht mehr halten. Duda dagegen zeigte, dass er konditionell extrem stark ist und ihm sein hauchdünner Erfolg gegen Fanbo Meng richtig gutgetan hatte. Im vierten und fünften Satz dominierte er das Spiel fast nach Belieben. Der von den einheimischen Fans erhoffte Titel blieb Wunschdenken. Mit einem 4:1 holte sich Benedikt Duda nach 2021 seinen zweiten DM-Einzeltitel. „Dieser Titel bedeutet mir sogar mehr als der erste. Steffen hat ein hohes Maximum. Es war ein sehr schweres Turnier für mich nach anstrengenden Wochen und ich bin einfach super froh, dass ich es geschafft habe, wieder deutscher Meister zu werden“, zeigte sich Duda sichtlich zufrieden.

André Bertelsmeier

Tobias Hippler

Benedikt Duda

Siegerehrung Herren Einzel

 

Herren Doppel (mit Bertelsmeier/Verdonschot, Happek/Pellny, Mohr/Servaty, Hippler/Ullmann)

Bertelsmeier/Verdonschot und Hippler/Ullmann erreichten mit sicheren 3:0-Siegen die zweite Runde. Ausscheiden mussten Servaty/Mohr und Pellny/Happek jeweils mit ihren Partnern aus anderen Landesverbänden. Die jungen Senkrechtstarter Bertelsmeier/Verdonschot bekamen es im Viertelfinale mit Meng/Oehme zu tun. Es gelang ihnen lange Zeit das Spiel offen zu halten. Jederzeit hatte man den Eindruck, dass sie sich würden durchsetzen können. Doch am Ende hatten ihre Gegner beim 1:3 (12:14 im letzten Satz) die Nase vorn. Noch knapper ging es bei den Kölnern Hippler/Ullmann zu. Lleyton Ullmann, der bei den Erwachsenen für den 1. FC Köln spielt, war vom HATTV gemeldet worden, da seine Jugendspielberechtigung beim TSV Sasel liegt. Das Doppel traf auf Rinderer/Schweiger und musste nach engen Sätzen in den fünften Durchgang. Bei einer 5:3-Führung wurden die Seiten gewechselt. Das Geschehen wogte hin und her. Immer wieder kam es zu spektakulären Ballwechseln. Doch nach 7:7, 8:10, 11:10, 11:11 entschieden Rinderer/Schweiger das Spiel mit 13:11 für sich. Deutsche Meister wurden Meissner/Walther mit einem 3:2-Erfolg über Rinderer/Schweiger.

Damen-Doppel (mit Mühlbach/Michajlova, Sillus/Kalaitzidou, Wan/Schönau)

Bereits in der ersten Runde trafen Sillus/Kalaitzidou auf die beiden 14 Jahre alten Itagaki/Neumann, die im vergangenen Jahr für Furore gesorgt hatten und sensationell Vizemeister geworden waren. Zwar gelang dem WTTV-Duo ein überzeugender Satzgewinn, doch die übrigen drei Sätze gingen klar verloren. Nadine Sillus zeigte sich etwas enttäuscht: „Schade, da war eigentlich mehr drin. Es waren ein paar Kleinigkeiten, die in den entscheidenden Momenten nicht gepasst haben. Gerade beim Stand von 1:1, 6:6.“

Ebenfalls in Runde 1 leisteten Qian Wan und Hannah Schönau gegen die höher eingestuften Kaim/Schankula starke Gegenwehr und unterlagen knapp mit 2:3. „Wir haben zum ersten Mal zusammengespielt. Und dafür lief es eigentlich ganz gut. Vielleicht wollten wir am Ende zu präzise spielen und das hat dann leider nicht geklappt“, resümierte Schönau.

So erreichte allein Michajlova an der Seite der Berlinerin Mühlbach mit einem sicheren 3:1 über Rocheteau/Schmidt die Runde der letzten Acht. Und dort waren ausgerechnet Itagaki/Neumann ihre Gegnerinnen. Konnte Erfahrung über jugendlichen Spielwitz siegen? Es wurde das erwartet enge Spiel. Nicht schön, aber extrem spannend. Nach sicherem 1:0 führten Michajlova/Mühlbach im zweiten Satz bereits mit 9:7, wurden dann aber von ihren Gegenspielerinnen geschickt ausgespielt. Nach 1:2, 2:2 ging es in den fünften Satz. Und den bestimmte Katharina Michajlova fast alleine. Nahezu fehlerlos ließ sie die beiden 14-Jährigen verzweifeln. Ein- ums andere Mal liefen ihre Gegenspielerinnen ins Leere. Und als dann auch Mühlbach ein paar gute Schläge gelangen, wurde es am Ende ein sicheres 11:4. Michajlova freute sich: „Ich bin super zufrieden. Das war wirklich nicht leicht. Aber im letzten Satz habe ich richtig gut getroffen. Zwischendurch hatten wir aber auch ein paar Schwächephasen, die zum Glück nicht entscheidend waren.“ Im Halbfinale waren dann die an Nr. 1 gesetzten Kaufmann/Wan die Gegnerinnen. Und hier ging alles ganz schnell. Die beiden Nationalspielerinnen ließen Michajlova/Mühlbach nie so richtig ins Spiel kommen. Wenn es darauf ankam, hatten sie jederzeit die richtige Antwort parat. So hieß es nach knapp 20 Minuten 3:0 für die Favoritinnen und späteren deutschen Meister Kaufmann/Michajlova.

Michajlova/Mühlbach

Siegerehrung Damen Doppel

Fazit

Der WTTV kann zufrieden auf die 92. Nationalen Deutschen Meisterschaften zurückblicken. Ein erster und ein dritter Platz im Herren-Einzel und zwei „halbe“ dritte Plätze im Damen-Doppel und Mixed entsprachen den Erwartungen. Mit Bertelsmeier, Verdonschot und auch Ullmann kommen die Perspektiv-Spieler im Herren-Bereich aus dem WTTV. Bei den Damen sieht es seit einigen Jahren nicht ganz so gut aus. Aktuell ist einzig Eireen Kalaitzidou in naher Zukunft die eine oder andere Medaille zuzutrauen. Delegationsleiter Christoph Menges fasste zusammen: „Die Ergebnisse spiegeln den aktuellen Leistungsstand unserer Spielerinnen und Spieler gut wider. Im Vergleich zu den anderen Verbänden können wir zufrieden sein.“

Delegationsleiter Christoph Menges

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