Sina Tiemann vom TTC Mennighüffen gewinnt sensationell das Endranglistenturnier des WTTV.
Sieger bei den Herren wird Routinier Björn Helbing (1. FC Köln).
Die WTTV-Rangliste fand in diesem Jahr im nord-östlichsten Zipfel von Nordrhein-Westfalen, in Löhne statt. Der TTC Mennighüffen hatte 24 Damen und 32 Herren zu Gast, die zunächst in Gruppenspielen die Teilnehmer für die Zwischenrunde ermittelten. Die ganz großen Stars der WTTV-Szene fehlten und deshalb gab es weder bei den Damen noch bei den Herren erklärte Favoriten. Bei den Herren kamen fünf Spieler und bei den Damen zumindest drei Spielerinnen für den Sieg in Frage. Daneben konnte man aber auch noch einer ganzen Reihe von weiteren Teilnehmern zutrauen, sich unter die besten Drei zu spielen, um sich damit für das DTTB Top 48 Ranglistenfinale zu qualifizieren.
Große Überraschungen blieben in den Vorrundenspielen aus. Spannend wurde es dann aber in der Zwischenrunde. Die jeweils 16 Besten wurden erneut 4er-Gruppen zugeordnet. Nur die Sieger kamen weiter. Und ganz böse erwischte es insbesondere Miriam Jongen, die an Nr. 1 gesetzt war. Gegen ihre frühere Vereinskollegin Katja Brauner unterlag sie völlig überraschend mit 1:3. Zu keinem Zeitpunkt bekam sie das Spiel in den Griff. Die Probleme begannen bereits mit dem Rückschlag und setzten sich über Block und Topspin fort. Erst im letzten Zwischenrundenspiel knüpfte Jongen an ihre Normalform an und bezwang Sina Tiemann sicher mit 3:0. Drei Spielerinnen waren nun spiel- und satzgleich. Es kam auf die Bälle an und hier hatte Jongen um zwei Punkte das Nachsehen gegenüber Tiemann. Letztere war damit unter den letzten Vier und Jongen draußen.
Bei den Herren waren in den Halbfinalspielen die Favoriten unter sich. Im vereinsinternen Duell traf Zweitligaspieler Robin Malessa auf Björn Helbing. Und zunächst sah es nach einer sicheren Sache für Malessa aus. Er dominierte das Spiel, führte schnell 2:0 nach Sätzen und schien auch noch Reserven zu haben. Doch Helbing kam langsam aber sicher auf Hochtouren. Fast alle langen Ballwechsel gingen an ihn und immer wieder konnte er sich auch aus Drucksituationen befreien und den Punkt machen. Im Entscheidungssatz schien Malessa sein Pulver verschossen zu haben. Helbing gewann ihn überlegen.
Im anderen Halbfinale standen sich Stefan Höppner und Thomas Pellny gegenüber. Auch hier gelang es dem späteren Sieger Höppner das Spiel zu drehen. 1:0, 6:0 führte Pellny, um dann doch den zweiten Satz noch zu verlieren. Im fünften Satz lief er von Beginn an einem Rückstand hinterher, den er bis zum 9:11 nicht mehr ausgleichen konnte.
In der Damenkonkurrenz trafen die routinierte Anne Sewöster und Lokalmatadorin Sina Tiemann aufeinander. Sewöster, die in dieser Saison erstmalig im Bereich des WTTV spielt, war nach dem Ausscheiden von Jongen die Turnierfavoritin. Doch Tiemann wuchs über sich hinaus. Nach gewonnenem erstem Satz verlor sie zwar den zweiten, doch in dem Moment, als man glaubte, Seewöster würde das Heft in die Hand nehmen, zeigte die Menninghüffenerin ihr allerbestes Tischtennis. Sie gewann die beiden folgenden Sätze 11:9 und 11:4 und zog zur Überraschung und Begeisterung der Zuschauer in das Finale ein.
Das zweite Halbfinale bestritten die 15-jährige deutsche Schülermeisterin Leonie Berger und die gleichaltrige Hannah Schönau. Und hier hatte Berger eindeutig die Nase vorn. Sie gewann mit 6:11, 11:8; 11:7 und 11:4. Und damit war sie die neue Turnierfavoritin.
Doch zum dritten Mal wurde an diesem Tag die Favoritin gestürzt. Mit 3:0 fertigte die Außenseiterin Tiemann im Finale ihre Gegnerin ab. Berger fand nie zu ihrem Spiel. Zwar konnte sie immer wieder mit ihrer Rückhand spektakulär punkten, doch insgesamt war ihr Spiel aus unerklärlichen Gründen unsicher. Während Tiemann kaum leichte Fehler unterliefen, verteilte Berger die Bälle manchmal in der gesamten Halle. 15:13, 11:9, 11:8 – am Ende war es eine klare Sache für Tiemann, die damit den größten Erfolg ihrer Karriere verbuchte. „Ich habe vorher gehofft unter die besten Acht zu kommen. Ein paar Plätze schlechter wäre auch okay gewesen. Als ich dann im Halbfinale war, konnte ich das kaum glauben. Da war die Nervosität auch fast weg, denn ich hatte ja schon viel mehr erreicht als ich erwarten konnte.“
Das Herrenfinale stand zunächst klar im Zeichen von Björn Helbing, der mal wieder seine Qualitäten als Turnierspieler zeigte und nach Sätzen schnell 2:0 in Führung ging. Nur selten konnte Höppner ihn ausspielen. Zumeist setzte er seinen Gegner gekonnt unter Druck und ließ ihn nicht zur Entfaltung kommen. Doch im dritten Satz begann sich das Spiel zu drehen. Höppner fand immer wieder die richtige Antwort aus die Angriffsbemühungen von Helbing und entschied den Satz für sich. Im vierten Satz lag Höppner dauernd in Führung – bis zum 10:8. Helbing glich aus, bevor er dann doch 10:12 unterlag. Entscheidungssatz: Helbing führt schnell 5:1. Doch sein Gegner verstand es, sich noch einmal in´s Spiel zurückzubringen. Schön verteilt er die Topspins seines Gegners und verwandelte auch immer wieder mit einer entschlossenen Vorhand. 10:10, das Spielgeschehen wogte hin und her. Mehrere Matchbälle für Helbing, einer für Höppner. Doch der fünfte Matchball war es dann. Nach 14:12 ist Helbing der glückliche, aber auch vollauf verdiente Sieger. „Ich hätte keinen weiteren Satz mehr spielen können,“ meinte Helbing nach seinem Sieg. „Unfassbar, wie stark Stefan gespielt hat.“
Die dritten Plätze gingen an Thomas Pellny und Anne Sewöster, die sich damit für die nächste Runde auf Bundesebene qualifizieren konnten.
WTTV-Verbandstrainer Johannes zeigte sich insgesamt zufrieden: „Mir haben insbesondere unsere jungen, zum Teil sehr jungen Spielerinnen und Spieler gut gefallen. Von denen hat mich eigentlich keiner enttäuscht. Leonie Berger wurde Zweite, Hannah Schönau Dritte. Anni Zhan, Lisa Straube und Sophie Krenzek sind alle Jahrgang 2000 oder noch deutlich jünger. Bei den Männern trifft dies auf Tom Mykietin, Lukas Bosbach, Takuto Teramae und Rafael Schapiro zu. Die haben alle gut oder sogar sehr gut gespielt.“
Bericht: Richard Stüwe (Ressortleiter Erwachsenensport, Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit)
Fotos: Richard Stüwe, Fabian Richard