Er ist Westdeutscher Meister bei den Senioren und Stammgast bei Deutschen Meisterschaften: Wolfgang Graßkamp (70) vom TuS Rheydt-Wetschewell erklärt im Interview seine Liebe zum Tischtennis und wie man es schafft, dem Sport mehr als ein halbes Jahrhundert lang mit Leidenschaft treu zu bleiben.
Herzlichen Glückwunsch zur Deutschen Vize-Meisterschaft im Doppel. Die wie vielte DM-Teilnahme war das für Dich, Wolfgang?
Graßkamp Schwer zu sagen, die zehnte vielleicht? Dieses Jahr war ich zum ersten Mal bei den Senioren 70 dabei. Ich spiele jetzt immerhin schon seit 56 Jahren Tischtennis.
Waren die DM 2019 trotzdem etwas Besonderes?
Graßkamp Deutsche Meisterschaften sind immer etwas ganz Besonderes. Man muss sich den Weg dorthin erarbeiten – über den Kreis und den Bezirk. Die Atmosphäre beim Turnier selbst ist dann einmalig. Für mich ist es immer das Wichtigste, im Einzel in der Gruppe weiterzukommen. Diesmal hatte ich unter anderem einen Europameister dabei, da war es schwierig. Mit 2:1 Siegen bin ich wegen des Satzverhältnisses knapp ausgeschieden.
Welche Rolle spielt Tischtennis in Deinem Leben?
Graßkamp Tischtennis ist mein Leben! Ich bin jetzt seit 45 Jahren verheiratet, aber meine Frau wusste immer: Sie hat einen Tischtennisspieler geheiratet. Ich habe den Sport immer sehr weit vorne angestellt. Leider könnte ich meine Kinder nicht dafür begeistern.
Was fasziniert Dich nach so langer Zeit noch daran?
Graßkamp Die Kombination aus Konzentration und Schnelligkeit, und dass man selbst mit 80 oder 90 Jahren noch spielen kann. Es ist ein Gesundheitssport, aber man kann auch im hohen Alter noch große Erfolge feiern. Ich gehöre in meinem Sport nicht zum alten Eisen, jeder Ballwechsel macht einfach Spaß. Im Training spiele ich mich gerne kurz zwei, drei Minuten ein, und dann muss gezählt werden! Das ist das Schönste.
Spielst Du momentan das beste Tischtennis Deiner Laufbahn?
Graßkamp Momentan bin ich zumindest sehr zufrieden. Das beste Tischtennis ist es vielleicht nicht. Als junger Spieler habe ich ja überwiegend Landes- und Verbandsliga gespielt. Aber ich spiele aktuell immer noch Landesliga. Und da ist es für viele Jugendliche deprimierend, wenn sie gegen mich verlieren.
Ist die Erfahrung Dein Vorteil?
Graßkamp Es hat sicher viel mit der Erfahrung zu tun, liegt aber auch an meinem ungewöhnlichen Spielstil. Ich bleibe nah am Tisch, kann gut antizipieren, was passieren wird, und dem Gegner unangenehm auf die Ecken spielen. 40 Jahre hatte ich glatte Beläge, zwischendurch auf beiden Seiten Noppen: Ich kenne also alle Spielsysteme. Das Tischtennis ist – neben meiner Familie – nach wie vor das Größte für mich.
(JB)