75. Westdeutschen Meisterschaften – Finaltag
(Text: Richard Stüwe)
Am 21. und 22. Januar feierte der WTTV ein Jubiläum. Zum 75. Mal fanden die Westdeutschen Meisterschaften statt. Ausrichtender Verein war der TTV Waltrop 99, der gewohnt zuverlässig den würdigen Rahmen für das Jubiläumsturnier stellte.
Thomas Hippler dominiert bei den Herren
Topfavorit Thomas Hippler vom 1. FC Köln war das Maß aller Dinge im Herrenbereich. Sowohl im Einzel als auch im Doppel (gemeinsam mit André Bartelsmeier) sicherte er sich die Titel. In acht Einzeln und fünf Doppeln gab er jeweils nur zwei Sätze ab. Viel überlegener kann man eigentlich nicht sein. Auch Altmeister Erik Bottroff (BV Borussia Dortmund) musste die Dominanz von Hippler im Finale anerkennen. Das 4:1 mit 11:7,5:11,11:7,11:2 und 11:7 zeigte dies deutlich.
Überhaupt setzten sich bei den Herren nahezu ausschließlich die Favoriten durch. Am überraschendsten war noch der 4:1-Sieg von Wim Verdonschot (BV Borussia Dortmund) im Viertelfinale über André Bartelsmeier (TTC GW Bad Hamm). In diesem Spiel der jungen Top-Talente des WTTV hatten die Experten eher Bertelsmeier vorne erwartet. Doch der Dortmunder hielt sich nicht an die Prognosen. Eine Runde später, immerhin erst im Halbfinale – zeigte Tobias Hippler dem 17-jährigen Verdonschot beim 4:0 deutlich seine Grenzen auf. Im anderen Halbfinale musste sich Erik Bottroff mit Michael Servaty (SV Union Velbert) auseinandersetzen. Bei beiden Spielern steht das Tischtennis nicht mehr so sehr im Vordergrund wie in den vergangenen Jahren. Trotzdem hatten sie sich sicher für die Vorschlussrunde qualifiziert. Im Duell der Altgedienten wachte Servaty zu spät auf und konnte anschließend einen 0:3-Rückstand nicht mehr wettmachen. Am Ende hatte „Botti“ mit 4:1 die Nase vorn. Das Finale war dann die bereits geschilderte sichere Angelegenheit für den neuen Dominator Hippler.
Fotos: Jörg Fuhrmann
Im Doppel-Finale standen sich Hippler/Bertelsmeier und Fadeev/Göbel (Dortmund/Bönen) gegenüber. Nach dem ersten Satz sah es fast so aus, als ob den Außenseitern der große Coup gelingen könnte. Sie konnten den Durchgang mit 11:9 für sich entscheiden. Doch dann drehten die Favoriten das Spiel und holten sich über ein 11:7,11:7,11:8 letzten Endes doch recht sicher den Meistertitel.
„Keine Sensation aber doch zumindest eine Überraschung“ – Eireen Kalaitzidou holt sich mit 15 Jahren die Meisterschaft bei den Damen
Während bei den Herren die Überraschungen weitestgehend ausblieben, bewiesen die Damen, dass dem nicht immer so sein muss. Maßgeblich daran beteiligt war Eireen Kalaitzidou (Borussia Düsseldorf). Die erst 15 Jahre alte U15-Nationalspielerin kämpfte sich nach souverän gewonnener Vorrunden-Gruppe mit einem 4:1 über Lisa Michajlova (DJK BW Annen) und einem 4:2 über Mara Lahmhardt (TTVg WRW Kleve) ins Halbfinale. Dort traf sie auf die topgesetzte Katharina Michajlova, die mittlerweile in der Verbandsliga-Mannschaft des PSV Oberhausen bei den Herren spielt, 2017 aber sogar im Halbfinale der deutschen Einzelmeisterschaften gestanden hat.
Nach zunächst offenem Spiel kam es zu einem Zwischenfall, wie ihn der Tischtennis-Sport immer wieder erlebt. Die Schiedsrichterin monierte den Ausschlag von Michajlova. Das Spiel wurde unterbrochen und erst nach längeren Diskussionen mit dem Oberschiedsrichter fortgesetzt. Beide Spielerinnen waren sichtlich irritiert. Beeindruckend dann allerdings, wie Kalaitzidou diese auch für sie äußerst unangenehme Situation meisterte. Von Ballwechsel zu Ballwechsel wirkte sie entspannter und gelassener. Sie gewann ihre Sätze deutlich und letzten Endes auch mit 4:2 das gesamte Spiel.
Im anderen Halbfinale setzte sich Nadine Sillus (TuS Uentrop) sehr deutlich gegen Hannah Schönau (TTC GW Fritzdorf) mit 4:0 durch. Im folgenden finalen Duell der Generationen war die an Nr. 2 gesetzte Nadine Sillus leicht favorisiert. Doch an diesem Tag führte an Kalaitzidou kein Weg vorbei. In einem hochspannenden und von einer Vielzahl toller Ballwechsel geprägten Spiel setzte sich die 15-jährige mit 4:3 Sätzen und einem 12:10 im Entscheidungssatz glücklich, aber verdient durch. WTTV-Cheftrainer Stephan Schulte-Kellinghaus fasste des Ergebnis zusammen: „Für mich ist das keine Sensation. Eireen hat zum erweiterten Favoritenkreis gehört. Doch eine Überraschung ist es schon, denn schließlich hat sie die beiden topgesetzten Spielerinnen ausgeschaltet.“
Die Titel im Damendoppel holten sich Anne Sewöster und Nadine Sillus nach vier engen Sätzen mit 3:1 über Stephanie Hoffmann und Teresa Ströher (TTC GW Fritzdorf). Letztere stellten die Überraschung der Doppel-Konkurrenz dar. Insbesondere die Leistung von Teresa Ströher muss besonders hervorgehoben werden. Im Einzel hatte sie die Vorrunde nicht überstanden. Doch im Doppel trumpfte sie groß auf. Die Fritzdorferin spielt auf der Rückhand einen Langnoppenbelag, mittels dem er ihr gelang, den Spielfluss ihrer Gegnerinnen erheblich zu stören. Und da ihre Doppelpartnerin die häufig zu harmlos zurückgespielten Bälle konsequent in Gewinnschläge verwandelte, standen die beiden auf einmal im Finale. Dort gelang ihnen die allerletzte Überraschung allerdings nicht, auch wenn sie den Favoritinnen das Leben überaus schwer machen konnten.
Foto: Jörg Fuhrmann
Fazit: WTTV-Cheftrainer Schulte-Kellinghaus fasste nach zwei spannenden Turniertagen zusammen: „Ich bin mit den gezeigten Leistungen sehr zufrieden. Insbesondere haben einige unserer jungen Spielerinnen und Spieler gut abgeliefert und etliche tolle Spiele gemacht. Einzelne Akteure möchte ich nicht herausheben. Auch ohne Erstliga-Spieler hatten die Meisterschaften ein hohes Niveau. Schade, dass der Stellenwert dieses Turniers in der breiten Tischtennis-Öffentlichkeit immer noch nicht so richtig angekommen ist.“
Auch Jens Korte vom ausrichtenden TTV Waltrop 99 zeigte sich sehr zufrieden: „Die Mühen haben sich gelohnt. Es hat wieder einmal nahezu alles richtig gut geklappt. Dies betrifft die Organisation des Turniers, das Catering und auch die Zuschauer. Am letzten Tag hätten es vielleicht ein paar mehr sein können. Dagegen war der erste Tag mit ca. 350 Zuschauern, von den ungefähr 150 Eintrittsgeld gezahlt haben, überragend.“