Es ist ein typischer, verregneter Tag im Oktober. Die Nacht hat für spürbar kühlere Temperaturen im Bergischen Land gesorgt. Sogar erster Raureif hat sich gebildet.
Peter fährt mit seiner Mannschaft in der Bezirksklasse zum Meisterschaftsspiel. In der Turnhalle des Gastgebers angekommen traut sich kein Spieler, seinen Trainingsanzug auszuziehen. Die Fenster unter der Decke sind offen und müssen nach der gefühlten Temperatur zu urteilen auch über Nacht offen geblieben sein. Peter spricht als Kapitän seiner Mannschaft den Mannschaftsführer des Heimvereins an: „Klaus, hier ist es eiskalt.“ Klaus merkt sofort, worauf die Aussage abzielt. Um direkt zur Versachlichung beizutragen, zückt er ein Thermometer aus seiner Tasche und legt es auf den Bock mit dem Spielformular. Ein paar Minuten später pendelt sich die Skala auf 12 Grad ein. Wie ist die gemessene Temperatur einzuordnen und wie ist mit dem Wert umzugehen? Hier kommt die Regel des Monats aus der Wettspielordnung unter WO I 1.5:
„Die Temperatur im Spielraum (Box) muss mindestens +15° Celsius betragen.“
Peter spricht Klaus erneut an: „Welche Möglichkeit siehst Du, damit es in der Halle noch wärmer wird?“ Klaus reagiert sofort: „Als erstes schließen wir die Oberlichter. Außerdem versuche ich den Hausmeister zu erreichen.“ Wenige Minuten später trifft der Hausmeister in der Halle ein und geht in den Heizungskeller. Dort stellt er fest, dass die Heizung noch auf „Sommermodus“ eingestellt ist. Ein Aufheizen der Dreifachsporthalle würde nicht nur viel Energie kosten, sondern auch deutlich länger als 30 Minuten dauern. Denn diese Zeit muss dem Heimverein laut WO E 2.7 eingeräumt werden, um Mängel an der Austragungsstätte nach ihrer Feststellung zu beseitigen. Die Unterschreitung der Mindesttemperatur stellt einen solchen Mangel dar. Andernfalls kann der Mannschaftsführer Protest einlegen und stellvertretend für seine Mannschaftskollegen entscheiden, ob die Mannschaft überhaupt den Mannschaftskampf bestreiten möchte. Ein solcher Protest würde im Nachgang von der spielleitenden Stelle „am grünen Tisch“ entschieden werden. Für Klaus und Peter ist dies jedoch keine Option. Kurz vor Beginn des Spiels mit dem ersten Aufschlag zeigt das Thermometer 14 Grad an. Das Schließen der Fenster zeigt also bereits erste Wirkung. Da kein offizieller Oberschiedsrichter (OSR) vor Ort ist und das Spiel leitet, bilden sie als Mannschaftsführer den OSR und entscheiden gemeinschaftlich, dass sie das Spielen im Trainingsanzug zulassen. Pünktlich kann das Meisterschaftsspiel beginnen. Das Klönen nach dem Spiel wird verständlicherweise dann doch in die Kneipe in unmittelbarer Nähe zur Halle verlegt.
Falls du weitere Situationen erlebt hast, in denen du dir die Frage gestellt hast, wie sie geregelt sind, dann kannst du dich gerne an den Ausschuss für Schiedsrichter wenden. Und wenn du mehrere Sportkameradinnen und -kameraden kennst, die sich für die Regeln interessieren, dann kommen wir auch gerne für einen Regelkundeabend vorbei. Wir freuen uns auf deine Anfrage.