WTTV-Schulsport und Unis im Dialog

Bericht und Fotos: Norbert Weyers
Seit nunmehr über zehn Jahren befindet sich der Schulsport im WTTV im Austausch mit den Hochschulen in NRW, die Sportlehrer ausbilden: Ruhr Uni Bochum; DSHS Köln, WWU Münster, Uni Wuppertal, Uni Bielefeld, Uni Paderborn, GHS Essen/Duisburg, TU Dortmund. Es findet jährlich ein Treffen statt, meist an den Unis selber. So war man im März 2024 an der Deutschen Sporthochschule in Köln zu Gast.

Warum diese Treffen? Tischtennis befindet sich in ständiger Konkurrenz mit anderen Sportarten, die entweder stärker in den Medien vertreten sind oder die im Schulsport eine stärkere Rolle spielen. Damit gibt es einen Nachteil bei der Gewinnung von Kindern und Jugendlichen, die nur durch eine Kooperation Verein-Schule ausgeglichen werden kann. Grundlage hierfür ist aber vielfach, dass Tischtennis im Schulalltag stattfindet: In Form von AG´s, Betreuungsangeboten, auf dem Steintisch auf dem Schulhof – oder aber optimaler Weise im Unterricht.

In den Lehrplänen aller Schulen wird der Sportunterricht vorgegeben; dabei werden aber vor allem „Kompetenzen“ vermittelt: Raufen und Ringen, Passen und Fangen, Rollen, Körperwahrnehmung u.a.m. Eine klassische Sportartenvermittlung muss sich an diesen Kompetenzen orientieren. Das Problem: Die motorischen Grundeigenschaften bzw. Probleme bei den Rückschlagsportarten (Racketsportarten Tennis, Tischtennis, Badminton) gehören nicht zu den Kompetenzen der Lehrpläne. So wird die visuelle Wahrnehmung (wie kommt der Ball geflogen, in welchem Tempo, wie muss ich mich stellen etc.) und der Umgang mit verschiedenen Schlägern gar nicht erwähnt. Damit befinden wir uns leider in einem großen Rückstand zu anderen Sportarten.

Nachdem der Schulsportausschuss des WTTV vor allem in der Lehrerfortbildung schon viele Jahre die Sportart schulgemäß darstellt, ist das Treffen mit den Unis darauf ausgerichtet, dass die neuen Sportlehrer schon mit einem attraktiven und leicht umsetzbaren Konzept ihre Stellen antreten und Tischtennis in den Schulalltag implementieren. Bisher ist die Sportlehrerausbildung allerdings eher technikorientiert, d.h., dass die Studenten die Schlagtechniken sowie grundlegende taktische Inhalte vermittelt bekommen. Und die sind im Schulalltag kaum vermittelbar – in einer Unterrichtsreihe Tischtennis kann man maximal eine Spielfähigkeit der Kinder erreichen.

Praktische Übungen standen beim Workshop im Mittelpunkt.

In Köln wurde in diesem Jahr besonders über dieses Konfliktfeld diskutiert. Das Thema fand so viel Anklang, dass auch Universitätsdozenten aus Göttingen und München anreisten und sich an diesem Workshop beteiligten. Gestartet wurde mit einem Einblick in die Fortbildung für Lehrer in der Grundschule (Primarstufe), die WTTV-Referent Norbert Weyers mit entwickelt hatte und nun vorstellte. Grundlage des Konzeptes ist der Umgang mit (vielen verschiedenen) Bällen (oder fliegenden Gegenständen) und Schlägern. Unter Berücksichtigung des herrschenden Zeitdrucks – Tischtennis ist ja der schnellste Rückschlagsport der Welt – sollen die Kinder befähigt werden, miteinander den Ball über das Netz zu spielen. Das kann sehr individuell und im Rahmen zahlreicher motivierender Spiel- und Wettkampfformen stattfinden.

Timo Klein-Soetebier von der DSHS Köln zeigte dann seinen sehr ähnlichen Ansatz einer spielerischen Vermittlung von Tischtennis. Hier zeigte sich, dass auch die Dozenten der Hochschulen viel Spaß bei den einzelnen Spiel- und Wettkampfformen hatten. Techniken spielen hierbei nur eine geringe Rolle, können an den Schulen aber kaum vermittelt werden.

Einen taktikorientierten Ansatz präsentierte Axel Binnenbruck von der WWU Münster. Über verschiedene Ballflugwege und Platzierungen wird versucht, miteinander die grundlegenden Fertigkeiten für das Tischtennisspiel zu erwerben. Auch hier zeigte sich, dass die bisherigen Schwerpunkte in der Sportlehrerausbildung im Schulsport kaum benötigt werden. Bei diesem Konzept wurde auf einen älteren Ansatz „Teaching Games for Understanding“ aufgebaut, der bei der Erlernung von Sportspielen eine größere Rolle spielt.

Klaus Collmann von der TU Dortmund verwies noch einmal auf sein Konzept „Seven Steps in School“, das bereits bei einem anderen Hochschultreffen in Dortmund vorgestellt wurde. Und last but not least fasste Jürgen Dassow, Dozent an der Ruhruni Bochum und Ressortleiter im Schulsportausschuss des WTTV, die Rahmenbedingungen der Lehrpläne an Schulen zusammen.

Auch die Dozenten hatten viel Spaß bei der Vorstellung der Übungsformen.

 

Abschließend wurde in einer Diskussion ein möglicher Inhaltsplan für eine Umstrukturierung der Sportlehrerausbildung im Tischtennis entwickelt. Diesen wollen die Dozenten als Grundlage bei der Überarbeitung der Ausbildungen berücksichtigen.

Ein Überraschungsgast war auch noch in Köln dabei: Paul Klingen, langjähriger Dozent an der DSHS und Begründer der „7 methodischen Schritte“, die jeden Trainer im WTTV geläufig sein sollten, stattete der Gruppe am Vormittag einen Besuch ab und zeigte sich erfreut über die Initiative.

Überraschungsgast Paul Klingen mit Susanne Epstein

 

Sollte es gelingen, die Sportlehrerausbildung aufgrund der entwickelten Inhalte in den nächsten Jahren ein wenig stärker der Schulwirklichkeit anzupassen, dann hat der Tischtennissport die Chance, an und mit Schulen eine erfolgreiche Mitgliederwerbung durchzuführen. Denn: Ohne Schulen geht es nicht.

Hat ihr Verein bzw. seine Partnerschule Interesse eine Sportlehrerfortbildung im Tischtennis anzubieten? Dann wenden Sie sich doch an den WTTV-Mitarbeiter Lukas Majowski (Lukas.Majowski@wttv.de).

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