Die zweiten TT-Finals und die 93. Nationalen Deutschen Meisterschaften im Tischtennis liegen mittlerweile drei Tage zurück. An dieser Stelle soll nun ein Fazit zur Gesamtveranstaltung und den Ergebnissen des WTTV gezogen werden.
Mit den TT-Finals geht der deutsche Tischtennisbund nicht nur ein erhebliches finanzielles Risiko ein, sondern versucht auch, den Tischtennissport in Deutschland zu fördern. Das große Event erfordert einen immensen organisatorischen Aufwand und verursacht erhebliche Kosten. Die Einnahmen decken die Ausgaben bei Weitem nicht. Der Aufwand für die beteiligten Verbände ist beträchtlich. Sie müssen zeitgleich eine Vielzahl von Betreuern einsetzen, die Fahrten nach Erfurt organisieren, Hotelzimmer buchen, die Fahrten zwischen Hotel und Austragungsort koordinieren, für Getränke und Verpflegung sorgen und nicht zuletzt die Social Media bedienen. Die Aufzählung ist sicherlich nicht vollständig. Während bei Einzelveranstaltungen die vorhandenen Ressourcen (zum Beispiel Betreuer, Fahrzeuge, Sportbekleidung und weiteres Material) ausreichen, müssen sie in Erfurt ergänzt werden. So werden beispielsweise zusätzliche Fahrzeuge, die angemietet werden müssen, oder auch zusätzliche Sportkleidung benötigt. Angesichts knapper finanzieller Ressourcen ist das für manche Verbände nicht ganz einfach.

Das Gesicht der TT-Finals – Annett Kaufmann
Trotzdem kann die Veranstaltung insgesamt als großer Erfolg gewertet werden. Die mehr als 1000 Teilnehmer waren fast überwiegend begeistert. Gleiches gilt für die circa 8500 Zuschauer. Und diese Begeisterung war ansteckend. Auch aus Sicht des DTTB, der Verbände und nicht zuletzt der Spielerinnen und Spieler gab es nahezu ausschließlich positive Rückmeldungen. Der DTTB zog ein zufriedenes Fazit. „Wir haben in diesem Jahr eine unglaubliche Bandbreite mit den Senioren, die erstmals mit dabei sind“, betonte DTTB-Sport-Vorstand Prause. „Das ist ein Tischtennis-Familienfest mit Spielerinnen und Spielern von elf bis 91 Jahren. Diese familiäre Atmosphäre finde ich sehr spannend. Aus Leistungssportsicht schaue ich besonders auf die Jugendwettbewerbe, die Damen und Herren – aber auch mit großem Interesse auf den Auftritt der Seniorinnen und Senioren. Vielleicht steige ich da ja demnächst selbst mit ein.“ Jüngste Teilnehmerin war übrigens die elfjährige Lina Spitzer vom SV Alemania Riestedt in Sachsen-Anhalt in der Damen-C-Klasse. Die Älteste im Feld der Senioren 85 war Bayerns Christel Rupprecht vom TSV Schorndorf mit 91 Jahren. Prause hob die Multi-DM als wichtigstes nationales Turnier hervor, räumte aber auch ein, dass der enge internationale Turnierkalender vor allem bei den Herren für einige prominente Absagen gesorgt habe. „Die Spieler hecheln von einem Event zum nächsten. Dennoch ist diese Veranstaltung für uns zentral, und wir arbeiten kontinuierlich daran, sie weiterzuentwickeln.“

Die Sieger im Doppel – Bertelsmeier/Verdonschot
Das Fehlen der Stars war das größte Manko der Veranstaltung. Es fehlten Timo Boll, Patrick Franziska, Dang Qiu, Benedikt Duda, Dimitrij Ovtcharov, Ricardo Walther, Steffen Mengel, Ruwen Filus bei den Herren sowie Ying Han, Nina Mittelham und Xiaona Shan bei den Damen. Es wird in den kommenden Jahren Aufgabe des DTTB sein, seine besten Spielerinnen und Spieler an die Tische zu bekommen. Erst wenn dies gelingt, kann die ansonsten hervorragende Veranstaltung als rundum gelungen bezeichnet werden. Sollte es aber in Zukunft insoweit keine Verbesserung geben, muss man die TT-Finals in dieser Form sicherlich infrage stellen.
Das sportliche Fazit aus Sicht des WTTV soll seinem Cheftrainer Stephan Schulte-Kellinghaus überlassen bleiben: „Die Finals 2025 in Erfurt waren eine Mammutveranstaltung und durchaus ein erfolgreiches Event für den WTTV. Sicherlich konnten und sollten wir uns nicht an der Medaillenflut des Vorjahres messen, aber die Titel von Eireen Kalaitzidou mit der Hessin Lorena Morsch im Mixed in der U19 Klasse und der Doppeltitel von Wim Verdonschot und André Bertelsmeier bei den Herren, sowie dem Mixedtitel von Tobias Hippler mit der Pfälzerin Tanja Krämer können sich alle Male sehen lassen. Gepaart mit einigen tollen weiteren Medaillen, u.a. Eireen Kalaitzidou (Bronze Einzel U19), Wim Verdonschot (Bronze Herren), Noah Hersel (Bronze Einzel U19), dem Doppel Hersel/Andersen und Oudriss/Sahakiants (beide Doppel U19) und auch anderen super Platzierungen und überraschenden Einzelsiegen hat der WTTV ein tolles Bild in Erfurt abgegeben. Ein Highlight war sicherlich der Viertelfinalsieg von Wim Verdonschot über den Abwehrspieler Blum, die am späten Sonntagabend vor voller Kulisse ein Wahnsinnsmatch mit dem besseren Ausgang für Wim geliefert haben. Die Niederlage von André Bertelsmeier in der ersten Runde des Einzelwettbewerbs der Herren gegen Carlos Mühlbach war sicherlich der Moment, den sich viele Anhänger anders gewünscht hatten – André hat das aber mit seiner Medaille im Mixed (mit Mia Griesel) und dem Doppeltitel mit Wim im Anschluss mehr als Vergessen gemacht. Neben den vielen jungen Athleten waren auch viele WTTVler in den Leistungsklassen und viele WTTV-Senioren mit großem Erfolg in Erfurt dabei – auch bzw. gerade das sind hervorzuhebende Dinge, die nicht zuletzt unsere Sportart und den Zusammenhang unter den Sportlerinnen und Sportlern ausmachen.
Von meiner Seite geht noch ein ganz großes Dankeschön an alle Organisatoren, Helfer und Delegationsleiter! Dabei möchte ich in erster Linie Rolf Elbern und Christoph Menges nennen, ohne die eine solche Mammutveranstaltung niemals zu stemmen und vor Ort zu bewerkstelligen wäre. Auch da ist der WTTV spitze – ich kenne kaum einen anderen Verband, wo ein Cheftrainer so verlässliche Leute hat, von denen er immer volle Rückendeckung und jede Art von Hilfe und Arbeit abgenommen bekommt.
Das war´s von den TT-Finals 2025. Freuen wir uns auf die TT-Finals 2026 in Erfurt.