Dang Qiu erneut Titelträger im Einzel und Doppel
Ein Bericht von Richard Stüwe
Die 91. Nationalen Deutschen Meisterschaften waren aus Sicht des DTTB ein voller Erfolg. An beiden Tagen war die Halle mit 2600 Zuschauern ausverkauft. Nach langen Jahren des Rückschritts scheint das Interesse am Tischtennis wieder zu steigen. Auch sportlich sah Richard Prause (Sportdirektor) die Zukunft optimistisch. Insbesondere im Damen-Bereich seien die Aussichten hervorragend. Bei den Herren sei man zumindest in der Lage „eine Genration zu überbrücken.“
Aus Sicht des WTTV standen die Titelkämpfe ganz im Zeichen des Düsseldorfers Dang Qiu. Sowohl im Einzel als auch im Doppel konnte die Nr. 9 der aktuellen Weltrangliste beide im Vorjahr gewonnenen Titel verteidigen. Seinen Gegnern überließ er im Einzel nur drei und im Doppel an der Seite des Bergneustädters Benedikt Duda gar nur zwei Sätze. Die von vielen erwartete Abwesenheit des einen oder anderen großen Stars vermag diese Leistung nicht zu schmälern. In der gezeigten Form hätte auch ein Dimitrij Ovtcharov große Schwierigkeiten gehabt, sich gegen Qiu durchzusetzen. Die Überlegenheit des WTTV-Starters musste im Finale auch der Weltranglisten-15. Patrick Franziska anerkennen. Trotz heftiger Gegenwehr gelangen ihm nicht mehr als zwei knappe Satzgewinne. Zu keinem Zeitpunkt hatte man den Eindruck, dass Franziska eine echte Chance hatte. Das 11:1 im zweiten Satz war eine Machtdemonstration des Titelverteidigers, wie man sie in Endspielen um die Deutschen Meisterschaften selten sieht.
Fotos. Jörg Fuhrmann
Für die übrigen Starter des WTTV war spätestens im Viertelfinale Schluss. Etwas überraschend kam die 1:4-Niederlage von Duda gegen Cedric Meissner, die man in dieser Höhe nicht erwartet hatte.
Eine Runde früher mussten die übrigen WTTVler die Überlegenheit der Top-Gesetzten anerkennen. Tobias Hippler verlor gegen Ricardo Walther, Kirill Fadeev gegen Fan Bo Meng und Michael Servaty gegen Kilian Ort – alle mit 0:4.
Fotos: Jörg Fuhrmann
Deutlich besser lief es im Herren-Doppel. Hier sorgte Kirill Fadeev für eine der ganz großen Überraschungen dieser Titelkämpfe. Er bildete mit dem Saarbrücker Mathias Hübgen eine Zufallspaarung, die sich erst kurz vor den Titelkämpfen gefunden hatte. Hübner war mit einem QTTR-Wert von 2155 der 30. von 32 Teilnehmern. Doch die beiden bewiesen, dass der TTR-Wert nicht immer aussagekräftig ist. Nach einem 3:1-Sieg in der ersten Runde trafen sie im Viertelfinale auf die Routiniers Flemming/Servaty. Nach 1:2-Satzrückstand erreichten sie mit einem sicheren 11:5 den fünften Satz. Doch dann lief es zunächst überhaupt nicht mehr. Mit 10:6 gingen die Favoriten in Führung. Aber als sie versuchten, das Spiel nach Hause zu bringen, erwies sich das als folgenschwerer Fehler. Sieben Punkte später krachte Servatys Schläger in die Bande und Fadeev/Hübgen lagen sich in den Armen. Doch damit war noch lange nicht Schluss. Im Halbfinale traf das Duo auf die an Nr. 2 gesetzten Ort/Walther. In allen Ranglisten liegen beide außer Sichtweite des Zufallsduos. Schnell lagen sie erwartungsgemäß 1:2 zurück. Doch erneut gelang ihnen der Satz-Ausgleich. Und wenn es einmal läuft, dann aber richtig. Den fünften Satz gewannen die Außenseiter „sicher“ mit 11:8. Der internationalen Klasse ihrer Gegner waren sie absolut gewachsen.
Im Finale legte das Weltklasse-Duo Qiu/Duda die Latte allerdings noch einmal deutlich höher. Und hier zeigte es sich, dass an der Weltspitze die Luft (noch) ein wenig zu dünn ist. Trotz guter Gegenwehr und einigen spektakulären Ballwechseln unterlag das Überraschungsdoppel dieser Meisterschaften mit 0:3 (5:11, 7:11, 5:11).
Bei den Damen ist der WTTV aktuell nicht mehr ganz vorne dabei. Es fehlt eine Erstligamannschaft, sodass alle guten Spielerinnen früher oder später den Verband verlassen. So waren die Erwartungen an das junge Team nicht allzu hoch. Letzten Endes war es dann Nadine Sillus vorbehalten, zumindest die zweite Runde zu erreichen. Nach einem knappen 4:3 gegen Milena Burandt traf sie auf die Nationalspielerin Chantal Mantz und unterlag mit 0:4.
Deutlich erfreulicher waren die Ergebnisse im Damen-Doppel. Hier schlugen Stephanie Hoffmann und Qian Wan die gesetzte Paarung Griesel/Lachenmeier mit 3:2. Im Viertelfinale spielten sie gegen die 13-jährigen Hoffnungsträgerinnen des DTTB Itagaki/Neumann. Nach einem klaren 11:8 im 1. Satz für Hoffmann/Wan fanden die jungen Talente, die auch auf internationalen Turnieren häufig zusammenspielen, immer besser ins Spiel. Am Ende siegten sie doch recht deutlich mit 3:1. Im weiteren Turnierverlauf zeigten die jüngsten Teilnehmerinnen der Meisterschaften, dass in Zukunft mit ihnen zu rechnen sein wird. Erst im Finale unterlagen sie Winter/Klee mit 1:3.
Auch vom Mixed gibt es Erfreuliches zu berichten. Hier standen Hannah Schönau und Lukas Bosbach im Viertelfinale vor einer Sensation. Gegen die Top-Gesetzten Winter/Flemming hieß es nach vier Sätzen 2:2. Und im Entscheidungssatz stand die Begegnung lange Zeit auf Messers Schneide. Mit 11:8 hatte die Favoriten-Paarung nur knapp die Nase vorn.
Johannes Dimmig (WTTV-Trainer) zeigte sich am Ende der zweitägigen Titelkämpfe recht zufrieden: „Bei den Herren haben unsere Top-Spieler die erwarteten Medaillen geholt. Bei den Damen und im Mixed haben wir zumindest aufhorchen lassen. Hier durften wir von unserem jungen Team auch nicht mehr erwarten.“