Lieber Winfried,

Du warst über Jahrzehnte hinweg zuständig für Nachrufe im Westdeutschen Tischtennis-Verband, eine Aufgabe, die Du stets bereitwillig übernommen hast. Wer auch sonst verfügte über ein Archiv, das bis in die Vorkriegszeit zurückreichte und zu jedem im WTTV Informationen zu sportlichen Erfolgen oder zum ehrenamtlichen Werdegang liefern konnte? Irgendwann hast Du Dich – mehr mit einem Augenzwinkern angesichts der erneuten Herausforderung eines Nachrufes – danach erkundigt, wer denn wohl Deinen Nachruf verfassen könne, wenn es denn einmal so weit sei. Nun, lieber Winfried, bin ich am Zuge. Versprochen ist versprochen.

Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll. Vielleicht hilft es, mit den letzten Jahren zu beginnen. Der WTTV hat Dich im Jahr 2019 mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet, es war der Schlusspunkt unter Deine Arbeit als Pressewart des Kreises Essen nach unglaublichen 66 Jahren. Die Ehrung erfolgte wahrlich zu Recht, aber mit sage und schreibe 42 Jahren Verspätung: Bis heute ist es nämlich üblich, ausscheidenden Mitgliedern des WTTV-Präsidiums (früher: WTTV-Vorstand) diese Ehrung anzutragen. Daran könnte den damaligen Vorstand im Jahr 1977 nur die relativ kurze Amtszeit gehindert haben, nicht jedoch das, was Du in den Jahren seit 1973 und auch nach Deinem Rücktritt für die Öffentlichkeitsarbeit im WTTV geleistet hast.

Winfried Stöckmann wurde 2019 die  Ehrenmitgliedschaft des WTTV verliehen.

 

Ich erinnere an die beliebte Kolumne „Erlebt, erlauscht, kritisch gesehen“, mit der Du monatlich  – mit feiner Wortwahl und unter Verzicht auf sprachlichen Schnickschnack – die Tischtennisgemeinde im Fachorgan „dts“ informiert und unterhalten hast. Über das jahrelange Engagement für unser Verbandsorgan „Tischtennis West“ mag man da gar nicht reden. Und da war da noch der Kreissportwart Winfried Stöckmann, vor dem so mancher im damaligen Bezirk Ruhr gehörigen Respekt hatte. Du konntest nämlich – zusammen mit Deinem langjährigen Kumpel Ludwig Weber – die Interessen des Kreises Essen überaus selbstbewusst vertreten – was allerdings angesichts der dortigen Spielstärke (z. B. beim SVM Essen) weder abwegig noch schwierig war.

Bleibt noch Dein Werdegang von der Schreibmaschine zum Laserdrucker. Anders als viele andere Deiner Generation hast Du nie gezögert, Dich Neuem zuzuwenden. Das galt für die Computertechnik in den 90er-Jahren genauso wie für click-TT im Jahr 2005. Auf diese Weise bist Du uns tatsächlich über Generationen als Sachwalter der Öffentlichkeitsarbeit erhalten geblieben. Respekt, ich kenne etliche Gegenbeispiele.

Nun bist Du gegangen – im hohen Alter von 91 Jahren. Mein Rat, endlich mit dem Rauchen aufzuhören, den Du jahrelang ebenso freundlich wie selbstverständlich ignoriert hast, wäre nicht nötig gewesen. Mehr schaffen auch Nichtraucher nur selten. Danke für alles, lieber Winfried!

Werner Almesberger

 

 

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