Bericht: Joachim Schollmeyer
Deutsche Hochschulmeisterschaften (DHM) sind immer ein besonderer Event – zumindest für sporttreibende Studierende. Ich erinnere mich an meine Marburger Zeit, wo ich an einigen teilgenommen habe: Besonders Braunschweig und Berlin sind mir in Erinnerung geblieben – das Berliner Highlight war eine ‚unvergessliche‘ Schifffahrt auf dem Wannsee. Aber auch sonst war es immer ganz interessant, Spitzenspieler aus den oberen Ligen – damals gab es noch keine Bundesligen – live zu sehen.
Nicht so positiv eingeprägt haben sich die Qualifikationen für die Mannschaftsmeisterschaft – da waren wir in Marburg mit Spielern aus Regional- bis Verbandsliga nicht so konkurrenzfähig. Und die Auswärtsspiele waren zudem eher stressig, da mit ‚Tagesausflügen‘ verbunden. Extrem beispielsweise die Fahrt nach Kiel, das unserer Uni seinerzeit einmal wiesoauchimmer von einer unsensiblen Losfee zugewiesen wurde: Morgens früh raus, mit dem Bus in den hohen Norden, am frühen Nachmittag eine Abfuhr kassiert und dann wieder gegen Mitternacht zurück in Marburg … Nach der Studentenzeit hat dann der damalige DTTB-Generalsekretär Norbert Wolf Ehemaligenturniere als Begleitveranstaltungen von Hochschulmeisterschaften organisiert – auch das waren stets vergnügliche Treffen mit guten Bekannten … jedoch für mich nun schon lange Vergangenheit! Aber die Erinnerung kommt wieder hoch, da ich nun etwas zu den Erfolgen vor allem der Kölner Studentinnen und Studenten bei den letzten Hochschulmeisterschaften vom 26. bis 28. Mai in Tübingen berichten kann.
Da waren es zum einen Hannah Schönau und Steffi Hoffmann als Spitzenspielerinnen des TTC GW Fritzdorf, die maßgeblich dabei mithalfen, dass ihr Team ein weiteres Jahr in der Nordstaffel der 3. Tischtennis-Bundesliga auflaufen kann. Nun haben sie als Studentinnen der Uni Köln bei den DHM den Mannschaftstitel gewonnen.
Im Endspiel setzten sie sich knapp mit 3:2 gegen Frieda Scherber und Marlene Scheibe (Uni Leipzig bzw. Motor Wilsdruff/Rapid Chemnitz) durch, die in der 3. Bundesliga Süd spielen. „Im Doppel harmonieren wir sehr gut, da wir gemeinsam in einem Team in der dritten Bundesliga spielen. Es war ein langer Tag und wir sind froh, dass wir den Sieg geholt haben“, kommentierten die beiden Siegerinnen ihre Leistung. „Das Damen-Team Finale war wegen der vielen Zuschauer, die nur bei uns geguckt haben definitiv mein Highlight“, ergänzte Steffi Hoffmann.
Im Doppel-Finale drehten die Leipzigerinnen allerdings den Spieß um und ließen Schönau und Hoffmann beim 0:3 keine Chance. Nach den beiden vorangehenden anstrengenden Tagen war „im Doppel-Finale die Luft raus“, bedauerte Hoffmann.
Auch im Mixed war sie „ziemlich KO“ und so gab es ‚nur‘ einen zweiten Platz: Hier mussten sie und Tim Aratov (1. FC Köln) beim klaren 0:3 die Überlegenheit der Leipziger Paarung Leonie Hildebrandt/Johann Koschmieder (LTTV Leutzscher Füchse/TTC SR Hohenstein-Ernstthal) anerkennen. Boyu Hang und Ademir Balaban von der Uni Aachen (Alemannia Aachen/Luxembourg) wurden in diesem Wettbewerb Dritte.
Abgerundet wurde der erfolgreiche Auftritt der Fritzdorferinnen durch den dritten Platz von Hannah Schönau im Einzel, die ihre Doppelpartnerin Hoffmann im Viertelfinale klar beherrschte. Den Titel holte sich hier Alena Lemmer (Hochschule Fresenius online plus), die für den TSV Langstadt in der 1. und 2. Bundeliga aufschlägt. Mit ihr lieferte sich Schönau im Halbfinale einen harten Kampf, gewann sogar einen Satz.
Das andere Geschlecht konnte und wollte diesen Erfolgen natürlich nicht nachstehen. Im Finale der Herren-Teams gewannen die Kölner Studenten Gianluca Walther (1. FC Köln), Tim Aratov, Lukas Luchner (FT 1844 Freiburg) und Julian Röttgen (TG Neuss) gegen die WG München mit 6:0. Zuvor hatten sie im Semifinale die WG Bochum mit 6:2 ‚aus dem Weg geräumt‘ – hier kamen im Doppel zusätzlich noch Jan Gantevoort (1. FC Köln) und Niclas Voss (FC Junkersdorf) zum Einsatz. „Wir sind glücklich, dass wir zeigen konnten, was wir können und überraschend deutlich gewonnen haben“, zeigten sich die Sieger rundum zufrieden.
Im Finale des Herren-Einzels gewann schlussendlich Tobias Hippler (International University/1. FC Köln) mit 4:1 gegen Florian Bluhm (Uni Hohenheim/SU Neckarsulm).
Für Hippler war es das erwartete lange und spannende Spiel, wie er es aus früheren Duellen mit Bluhm kannte. „Wir haben oft gegeneinander gespielt“, stellte er fest. Er wusste, „dass es ein offenes Spiel wird“, in dem er diesmal einen Tick besser war.
Aber die DHM sind mehr als nur Sport: „Es geht auf jeden Fall auch um das drumherum“, sagt Steffi Hoffmann. Und außerdem ist „das Event nicht TTR-relevant; deshalb steht der Spaß vielleicht auch etwas mehr im Vordergrund.“ So bot das Rahmenprogramm am Freitagabend nach der Siegerehrung einen gemütlichen Grillabend mit Grillgut, Brötchen, Getränken und Musik an der Sporthalle des Instituts für Sportwissenschaft und zum Abschluss des zweiten Wettkampftages eine DHM-Party in dem beliebten Tübinger Club „Schwarzes Schaf“. Ob diese ‚Ablenkungen‘ Einfluss auf die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler am letzten Turniertag hatten … ein Schelm ist, wer Schlechtes dabei denkt!