Zum Tod von Berni Vossebein

Ein Nachruf von Winfried Stöckmann

Es war schon ein ungutes Gefühl, dass Berni nicht wie immer angerufen hatte, um bereits lange vor dem Fest alles Gute zu Weihnachten und zum Neuen Jahr zu wünschen. Zu dieser Zeit lag er bereits mit den Folgen eines Schlaganfalls im Krankenhaus, in dem er im gesegneten Alter von 95 Jahren am 12. Januar in seiner Heimatstadt verstarb.

Der „Löwe von Bochum“,  wie er zeitlebens genannt wurde, hatte seinen letzten Kampf verloren und die Ruhe gefunden, die ihn als Kämpfer am Tisch immer fremd war. Wenn auf jemanden der Spruch zutrifft, dass Tischtennis sein Leben war, so war Berni Vossebein der Beweis dafür.

DTTB-Ehrenpräsident Hans Wilhelm Gäb, der zu seiner aktiven Zeit mit Berni manch hartes Gefecht austrug, brachte es schon zum 95. Geburtstag auf den Punkt: „Du warst und bist ein feiner Mensch. In unserem Sport giltst Du seit Langem als eine historische Persönlichkeit“.

Die auch im Alter noch positive Grundeinstellung ergänzte Gäb mit den Abschiedsworten „Deine niemals endende Begeisterung für unseren Sport sind ein Beispiel für warme Menschlichkeit“.

Berni Vossebein war der älteste noch lebende Deutsche Mester, der zwar zweimal das Einzel-Finale verlor, aber sieben nationale Titeln im Doppel und Mixed holte. Disziplin, Kampfgeist, Fairness und Verlässlichkeit zeichneten den 16fachen Nationalspieler sowohl als einer der besten deutschen Spielern in den 1940er und 50er-Jahren, aber auch später als WTTV-Verbands- und Stützpunkttrainer (1969 bis 1987) aus.

Die in dieser Zeit geknüpften zahlreichen Kontakte hielt der bodenständige Friseurmeister so lange wie möglich aufrecht und liebte es bei jeder passenden (und auch unpassenden) Gelegenheit in seiner Erinnerung zu kramen.

Das Lieblingsthema des Linkshänders war dabei oft die erstrittene Teilnahme an den zweiten von insgesamt vier WM-Teilnahmen 1956 in Tokio. Der DTTB wollte Vossebein nach Japan aus finanziellen Gründen gar nicht mitnehmen. Für eine Nominierung machten sich jedoch einige Privatleute stark, riefen eine Spendensammlung ins Leben und eine Stunde vor der Abreise war der erforderliche Betrag beisammen.

Inzwischen sind die „Dönekes“ des Urgesteins schon Legende – nur der Kreis derjenigen, denen er diese noch erzählen konnte, wurde immer kleiner. Einer, der sich die Erinnerungen oft anhören musste, war Wilfried Lieck.  Selbst schon eine Art Legende, zeigte sich der oftmalige Meister und Nationalspieler betroffen vom Tod seines langjährigen  Freundes und Mentors. „Die zwanzig Jahre Altersunterschied haben nie eine Rolle gespielt. Beide in  Bochum aufgewachsen, waren wir über viele Jahre unzertrennlich. Auch wegen des bereits 1966 gegebenen und gehaltenen Versprechens, mir künftig kostenlos die Haare zu schneiden, wenn ich bei den ´Deutschen´ mit Jürgen Reuland  den Doppeltitel holen würde. Und was den Ehrgeiz und Kampfgeist betrifft, habe ich  mir – wenn auch erst später – ein Beispiel an Berni genommen.“

Die Feststellung von Hans Wilhelm Gäb „Mit ihm geht ein Zeitalter unseres Sports zu Ende“, kennzeichnen wohl am besten die Lücke, die der Tod von Berni Vossebein im deutschen Tischtennis und bei vielen Freunden hinterlassen hat.

 

 

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